Was nützt Stroh als Futter- und Einstreu? | cavallo.de

2021-11-22 01:35:50 By : Mr. Anthony Yu

Stroh ist ein echter Allrounder. Auf den gelben Halmen schlafen Pferde nicht nur gerne, sie fressen sie auch gerne. Was zählt bei Fütterung, Einstreu & Lagerung?

Im Stall wird es goldgelb. Doch manche Pferdehalter rümpfen beim Strohhalm die Nase: Sie sehen darin einen gefährlichen Nährboden für Bakterien und Pilze, die allzu oft Husten oder Koliken verursachen. Andere sind von den energiearmen Halmen überzeugt. Beides hat Recht: Bei Stroh besteht tatsächlich die Gefahr einer mikrobiellen Kontamination mit Gesundheitsrisiken für das Pferd.

„Wenn die Qualität stimmt, also die Halme frei von Staub und Schimmel, Hefen und Milben sind, dann spricht nichts gegen eine Ergänzungsfütterung mit Stroh“, sagt Pferdeernährungsexpertin und Tierärztin Dr. Kathrin Irgang. Stroh darf übrigens erst sechs Wochen nach der Ernte verwendet werden, betont der Experte; Während dieser Schwitzphase sterben die meisten Keime ab.

Doch was genau ist wichtig, wenn die goldgelben Halme im Pferdestall landen?

Dr. Kathrin Irgang angesichts der diesjährigen Heuknappheit. Ihr Tipp: die tägliche Heuration mit Stroh zu verlängern und fehlendes Eiweiß durch die Fütterung von Luzerne, Bierhefe oder Sojaschrot hinzuzufügen.

Der Tierarzt empfiehlt nicht nur in diesem Jahr Strohfütterung. „Gerade bei übergewichtigen und leicht zu fütternden Pferden ist ein teilweiser Ersatz der täglichen Heuration durch Stroh ratsam“, sagt Dr. Irgang. Darüber hinaus ist das Knabbern an den Stielen eine sinnvolle Aktivität für Pferde, um längere Fressintervalle zu überbrücken. Stroh hat etwa ein Drittel weniger Energie als Heu und enthält auch weniger Eiweiß und Zucker. Der hohe Rohfaseranteil des Strohs erhöht die Kauaktivität und sorgt so für zufriedene und magere Pferde.

Wie erkenne ich die Qualität? Mit Hilfe einer sensorischen Prüfung können der Hygienestatus und der Futterwert des Strohs vor Ort im Stall bestimmt werden. Dabei spielen Kriterien wie der Griff, die Farbe, der Geruch und der Verschmutzungsgrad eine Rolle.

Der Hygienestatus ist gut, wenn sich das Stroh trocken anfühlt, den typischen Strohgeruch hat, eine goldglänzende Farbe hat und frei von Schimmel, Milben, Ungeziefer und ähnlichem Schmutz ist. Der hygienische Zustand ist unbefriedigend, wenn sich das Stroh klamm und feucht anfühlt, schimmelig riecht, eine gräuliche oder rötliche Verfärbung aufweist und mit Schimmel, Milben etc. kontaminiert ist. Stroh mit solchen Hygienemängeln ist nicht als Futter- oder Einstreu geeignet!

Der Futterwert ist besonders hoch, wenn das Stroh einen relativ hohen Anteil an Blattmasse hat, also nicht nur aus kahlen Stängeln besteht. Sie können es erkennen, wenn Sie den Strohhalm berühren. Fühlt sich das Stroh hingegen holzig und reisartig an, ist der Futterwert gleich Null. Stroh als Futter sollte natürlich nicht schmutzig oder staubig sein. Gleiches gilt für die Kriterien Geruch, Farbe und Verschmutzung wie für den Hygienestatus.

Wenn Sie sich über die Qualität des Strohs nicht sicher sind, können Sie Muster für weitere Untersuchungen an landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsinstitute (LUFA) oder Veterinäruniversitäten senden. Um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten, sollten mehrere Proben von jeweils mindestens 0,5 kg aus verschiedenen Teilen des Ballens entnommen und eingeschickt werden.

Wie viel Stroh ist gesund? Für die Ration gilt folgende Empfehlung: Der Strohanteil sollte nicht mehr als ein Drittel der Heuration ersetzen. Bei den empfohlenen 1,7 Kilogramm Heu pro 100 Kilogramm Idealgewicht des Pferdes entspricht dies 0,6 Kilogramm Stroh pro 100 Kilogramm Idealgewicht. Wird zu viel Stroh gefüttert, kann es zu Verstopfungskoliken kommen.

Wichtig: Nur Pferde mit guten Zähnen können richtig Stroh kauen; Gerade für ältere Pferde ist Stroh daher oft ungeeignet. Außerdem sollte allen Pferden, die mit Stroh gefüttert werden, immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.

Welche Sorte ist am besten? „Weizen und Haferstroh schmecken den meisten Pferden am besten“, sagt Dr. Irgang. Gerste kommt theoretisch auch in Frage, kann aber aufgrund der ausgeprägten Markisen zu Mundinfektionen führen. Roggenstroh empfiehlt der Experte nicht, da sich noch Weizenähren im Stroh befinden können, aber Roggen ist kein Pferdefutter.

Das Reinheitsgebot gilt nicht nur für die Fütterung mit Stroh: Stroh für die Einstreu sollte der Qualität des Futters in nichts nachstehen. Wenn Bettwäsche von schlechter Qualität gegessen wird, kann es zu Koliken kommen. Ist das Stroh zu verstaubt, belastet es die empfindlichen Atemwege der Pferde.

Eine Studie des Forschungs- und Studienzentrums für die verarbeitende Industrie in Vechta und des Johann Heinrich von Thünen Instituts in Braunschweig ergab, dass Partikel größer als 5 Mikrometer durch den selbstreinigenden Schutz der Nase ausgestoßen werden, kleinere Partikel jedoch in die Lunge gelangen können . Dort nimmt der Staub die Flüssigkeit von den Schleimhäuten auf, nimmt an Größe zu und kann nicht mehr austreten. Die Untersuchungen zeigten, dass Strohpartikel oft größer sind – allerdings nur bei entsprechend guter Qualität.

Welches Stroh eignet sich für Einstreu? Grundsätzlich gilt für die Sortenauswahl das gleiche wie für die Fütterung. Allerdings ist Haferstroh wegen seiner geringeren Saugfähigkeit nur bedingt zu empfehlen.

Ist gehäckseltes Stroh eine gute Alternative zu langem Stroh? Tatsächlich erzeugt Spreu nur dann weniger Staub, wenn die Ausgangsqualität des Strohs gut war oder die Spreu mechanisch entstaubt wurde. Damit Spreu saugfähiger ist als normales Stroh, muss die glatte Oberfläche der Halme während des Herstellungsprozesses aufgebrochen werden; Das einfache Kürzen des Strohhalms hat keine Wirkung. Auch Spreu unter 5 cm Länge stellen eine Gefahr für Pferde dar: Wenn das Tier die kurzen Halme frisst, kann es zu Verstopfung und Koliken im Blinddarm kommen.

Und was ist mit Strohpellets? Diese haben eine bessere Saugfähigkeit als Langstroh und werden bei der Produktion bei Temperaturen um 110 Grad abgetötet. Darüber hinaus werden Pellets schneller abgebaut und produzieren ein geringeres Mistvolumen als Langstroh. Bei der Verwendung von Pellets ist jedoch darauf zu achten, dass genügend Heu zur Verfügung steht. Gelangen die Pellets in den Magen des Pferdes, können sie im Verdauungstrakt gefährlich anschwellen und Koliken auslösen.

Stroh ist wie Heu sehr witterungsempfindlich. Die Qualität hängt daher stark vom Wetter ab. Wenn es im Sommer viel regnet und stürmt, knickt das Getreide und speichert Wasser. Je feuchter das Stroh ist, desto angenehmer wird sich vor allem Schimmel fühlen. Im Herbst und Winter gibt es oft unangenehme Überraschungen, wenn sich große Grauschimmelnester gebildet haben. Rötliche Flecken weisen auf einen Pilzbefall hin. Es besteht die Möglichkeit, dass sich hier Giftstoffe bilden!

Qualität und Preise in diesem Jahr: Durch die anhaltende Trockenheit in diesem Sommer ist das Stroh von hoher Qualität, auch wenn die Getreideernte selbst aufgrund der Trockenheit schlecht war. Allerdings ist Stroh aufgrund der Heuknappheit in diesem Jahr auch sehr teuer. Eine Tonne Stroh als Rundballen kostet durchschnittlich 123 Euro; stellenweise klettern die Preise auf bis zu 180 Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren Rundballen mit durchschnittlich 86 Euro pro Tonne rund 30 Prozent günstiger. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Preise über den Winter weiter steigen werden.

Wie wird Stroh richtig gelagert? Idealerweise sollte Stroh auf Paletten in einer Scheune gelagert werden, die vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Wird Stroh auf Beton gelagert, kann die Luft nicht zirkulieren: Schimmel bildet sich. Aus Platzgründen wird Stroh jedoch oft im Freien gelagert und nur mit Plane oder Vlies abgedeckt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kondenswasser bildet und das Stroh schimmelt, ist hoch“, betont der Fütterungsexperte.

Auch wenn die Schimmelbildung scheinbar gering ist, reicht es nicht aus, nur die betroffenen Stellen zu entfernen. „Es sollte immer der ganze Ballen entsorgt werden, da sich die Schimmelsporen im Ballen verteilen“, warnt Dr. Irgang. "Dieser Strohhalm ist auch nicht mehr als Einstreu geeignet!"

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